Was tot ist: Psychothriller (German Edition) by Bauer Belinda

Was tot ist: Psychothriller (German Edition) by Bauer Belinda

Autor:Bauer, Belinda [Bauer, Belinda]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-07-27T16:00:00+00:00


29

Als Patrick zu Hause ankam, war es vier Uhr früh, daher war er verblüfft zu sehen, dass das Licht an war. Sobald er die Tür öffnete und das Fahrrad hineinschob, erschien Jackson in einem Pyjama aus Kunstseide oben an der Treppe. Patrick wusste, dass es Kunstseide war, Seide war nämlich teuer, und Jacksons Fernseher war Schrott.

»Scheiße, wo warst du?«, brüllte Jackson ihn an.

SCHEISSE, wo warst du?

Scheiße, wo WARST du?

Scheiße, wo warst DU?

Patrick schwieg. Er wischte sein Fahrrad mit einem Handtuch ab, das er im Flur liegen hatte, dann trug er es nach oben und hängte es an seine Haken, während Jackson von der Tür her auf ihn einzeterte.

»Ich hab dir doch gesagt, sie muss gehen, oder? Sie ist dein Scheißgast, du hättest sie rausschmeißen müssen. Dann wär das alles nicht passiert!«

»Was alles?«

»Ach, Jackson, halt den Rand!«, schrie Kim aus ihrem Zimmer, und Jackson stapfte den kurzen Flur hinunter zu ihrer Tür, und sie brüllten sich ein bisschen an, benutzten Worte wie »Schlampe« und »Nutte« und »Kontrollfreak« und »Arschloch«.

Beinahe hätte Patrick etwas gesagt, dann jedoch behielt er seine Meinung für sich, ob Pöbeln unbedingt notwendig sei oder nicht. Er nutzte die Zeit, die er für sich allein hatte, um seine klatschnassen Sachen auszuziehen, sie aus dem Fenster zu halten, auszuwringen und auf den Boiler zu packen. Dann starrte er seinen einsamen Turnschuh an und wünschte sich, er hätte etwas anderes zum Werfen gehabt. Er hatte nur ein Paar Schuhe ins College mitgebracht; jetzt besaß er nur noch ein halbes Paar.

»Tu doch nicht so, als ob dich das auch nur einen Scheiß interessiert!«, schrie Kim.

»Bestimmt nicht!«, brüllte Jackson zurück. »Tut’s ja auch nicht!«

Patrick zog trockene Boxershorts und ein T-Shirt an, machte das Licht aus und kroch in seinen Schlafsack. Er schauderte nachträglich vor Kälte und fühlte wieder den Lack an der alten Tür, an die sich seine Wange presste, während seine Eltern sich dahinter stritten. Seinetwegen. Das hier fühlte sich ganz genauso an.

»Ach, Herrgott noch mal!«, sagte eine Stimme, die er als Lexis erkannte. »Hier versuchen Leute zu pennen!«

Ein dumpfes Klopfen gegen die Wand neben Patricks Kopf verriet ihm, dass ein paar von den Leuten, die zu pennen versuchten, gleich nebenan wohnten.

Kims Tür knallte wie ein Schuss.

»Du mich auch!«, schrie Jackson, dann kam er wieder zu Patricks Zimmer und blieb in der Tür stehen.

»So ein Dreckstück!«, sagte er. »Scheißdreckstück.« Dann kam er herein, setzte sich schwer auf Patricks Beine und brach in Tränen aus.

Patrick starrte an die Decke. Er hoffte, Jackson würde das Flennen bald satthaben, von seinen Beinen runtergehen und in sein Zimmer zurückkehren. Doch als nichts von alldem geschah, fragte er ihn, was los sei.

Was los war, war anscheinend, dass Lexi, nachdem Patrick gegangen war, aus seinem Bett gestiegen und stattdessen in Kims gekrochen war – wo sich herausgestellt hatte, dass Kim doch lesbisch war.

Lesbisch und laut.

»Wenn du sie nicht mitgebracht hättest, wär das alles nie passiert«, schluchzte Jackson.

Das war ja ganz selbstverständlich, dachte Patrick. Aber wenn er Lexi nicht mitgebracht hätte, hätte er auch nie das mit den Allergien herausgefunden.



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